Erasmus+Projekt „Kreativität ohne Grenzen“
Wie schon vor zwei Jahren hat das BG/BRG Lichtenfels in Graz auch heuer wieder ein ERASMUS Projekt in Zusammenarbeit mit unserer langjährigen Partnerschule Ste. Jeanne Elisabeth in Paris gestartet. Knapp vor Beginn des Lockdowns im März 2020 begab sich dazu eine Gruppe von fünf engagierten Kolleg*innen nach Paris um das letzte Projekt („Wie leben wir morgen“) zu evaluieren und die Ausgangslage für ein neues Projekt abzuklären. Dabei entwickelte sich die Idee ein fächer- und sprachübergreifendes Thema zu erarbeiten, das auch neue Medien einbeziehen sollte. Als Arbeitstitel wurde zum damaligen Zeitpunkt bereits „Créativité“ gewählt.
Zurück in Österreich engagierte sich eine Gruppe von Kolleg*innen, Mag. Pichlbauer (ERASMUS Koordination), Mag. Suppan (BE) , Mag. Kober (D) und Mag. Meixner (F und E) um konkrete Ideen zu diesem Thema zu sammeln. Noch bevor die Pandemie Mitte März all unseren Plänen Grenzen setzte, entschieden wir uns für einen Titel, der sich im Nachhinein als unglaublich passend herausstellen sollte: „Créativité sans frontières“ – Kreativität ohne Grenzen, erwies sich als ausgesprochener Glücksfall, da selbst pandemiebedingt geschlossene Grenzen unserem Tatandrang keinen Einhalt gebieten konnten.
In einer ersten Phase der Zusammenarbeit mit der französischen Partnerschule bearbeitete Kollegin Suppan in BE mit den Schüler*innen der Klasse deren Portraitfotos. Dazu wurde der Kontrast aus den Fotos herausgenommen, bis nur noch leichte Graustufen sichtbar waren. Danach verfremdeten die Schüle*’innen diese Fotos, welche dann nach Frankreich geschickt wurden, damit die französischen Partnerschüler*innen eine „biographie imaginaire“, eine erfundene Biographie, dazu schreiben konnten. Das Gleiche geschah auch umgekehrt. Um den nicht so kreativen Schüler*innen diese Aufgabe zu erleichtern, fand zunächst in einer virtuellen Unterrichtsstunde eine Ideensammlung über „answergarden“ statt. Dabei wurde auch geklärt, welche Dinge auf gar keinen Fall in der „biographie imaginaire“ aufscheinen sollten. Das betraf beleidigende, gewalttätige oder herabwürdigende Darstellungen. Nach Abschluss dieser Phase wurden die „Biographien“ dann wiederum an die ursprünglichen SchülerInnen ausgeteilt. Um die gesamte Klasse an diesem Projekt teilhaben lassen zu können, entschlossen wir uns, die Portraits auf Französisch und Englisch von österreichischer Seite und auf Deutsch und Englisch von französischer Seite zu erstellen. Es war interessant und überraschend zu erfahren, welchen „Lebenslauf“ sich die jeweils anderen Schüler*innen zu einem verfremdeten Foto einfallen ließen. Zu diesem Zeitpunkt stand auch noch nicht fest, wer welchen Partner/ welche Partnerin bekommen würde. Nach dem Abschluss dieser ersten Phase nach Weihnachten 2020 fand die Zuteilung der PartnerInnen nach Hobbies und Interessen statt und einer ersten, privaten Kontaktaufnahme stand nichts mehr im Weg. Um mehr über das jeweilige Umfeld der Partner zu erfahren, beschlossen wir nun, einander unsere respektiven Städte vorzustellen. Dabei wollten wir nicht die herkömmlichen Sehenswürdigkeiten beschreiben, sondern einen Blick auf persönliche Lieblingsplätze der Schülerinnen und Schüler werfen.
Während die französischen Partner kleine Videos auf Deutsch und Englisch dazu drehten, entschlossen wir uns, mit Hilfe des Programms „thinglink“ eine virtuelle Landkarte mit verlinkten Fotos und Podcasts auf Französisch und Englisch für unsere französischen Partner zu erstellen. Somit kam auch die digitale Kompetenz der SchülerInnen und Schüler zum Tragen. Als nächsten Schritt erarbeitete der Deutschkollege mit den Schülerinnen und Schülern Texte zum Thema „Grenzen“. Mit Hilfe des Programms „storyboardthat“ wurden diese Texte in „open ended“ Comics umgewandelt. Diese Comics wurden im Herbst 2021 von den französischen PartnerschülerInnen fortgeführt, um so gemeinsame Geschichten entstehen zu lassen. Zu Ende des Schuljahres 2020/2021 nützten wir weiters die Gelegenheit, die uns die gelockerten Coronaregeln ermöglichten, um in Kleingruppen „Antwortvideos“ auf die von den französischen PartnerInnen erarbeiteten Videos zu drehen. So wurde z.B. dem „Belfort Löwen“ in Paris der „Hackerlöwe“ auf dem Grazer Schlossberg gegenübergestellt, während die begrünte Fassade des Musée du Quai Branly ihre Entsprechung unter anderem im „Klima Kultur Pavillon“ fand, der zu dieser Zeit in Graz aufgebaut war. Während des tatsächlichen Austauschs im Frühjahr 2021 erlebten dann die französischen Schüler das Schulleben in Österreich und nahmen an einem „poetry slam“ Workshop mit externen Künstlern zum Thema Grenzen teil. Im Gegenzug erlebten die österreichischen Schülerinnen und Schüler das Leben in Frankreich und kreierten bei einem workshop ihre eigenen Macarons. Wenn auch aufgrund von Beeinträchtigungen durch die Coronapandemie die Planung der Ausbildungs-, Unterrichts- und Lernaktivitäten umgestaltet werden musste (so konnte das abschließende Evaluierungstreffen nur virtuell durchgeführt werden, stattdessen gab es eine zweite Mobilität französischer SchülerInnen nach Österreich, da beim ersten Termin pandemiebedingt nur 6 SchülerInnen mitfahren konnten), konnten die bei der Planung gesteckten Ziele voll umgesetzt werden: Erweiterung der Fremdsprachenkenntnisse, Kennenlernen der Kultur des jeweiligen Partners, Abbau von einseitigen Klischeevorstellungen, Stärkung von Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung, Förderung von Kreativität, Erweiterung digitaler Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien, und nicht zu vergessen Stärkung des Europabewusstseins.
Durch dieses gemeinsame Projekt hat sich die Zusammenarbeit mit unserer französischen Partnerschule trotz der schwierigen Gesamtsituation (durchgehende Covid Pandemie und damit zusammenhängende Komplikationen) nachhaltig intensiviert und verbessert. Es ist gelungen, mit modernen Medien die Schülerinnen und Schüler der beiden Schulen durchgehend miteinander in Kontakt zu halten, und die einzelnen Teile des Projekts haben sie einander zunächst virtuell, gegen Ende des Projekts jedoch auch konkret und vor Ort zusammenarbeiten lassen. Diese gemeinsamen Aktivitäten haben zu einem vielfältigen kulturellen Austausch geführt. Durch die Präsentation des Projekts im Rahmen einer LehrerInnenkonferenz ist bei vielen KollegInnen die Bereitschaft und Motivation, in Zukunft auch selbst verstärkt Erasmus+Aktivitäten zu organisieren bzw. daran teilzunehmen. Ja selbst bei den SchülerInnen unserer Schule ist der Wunsch und die Anfrage nach Kurzzeitaufenthalten in anderen europäischen Ländern merklich gestiegen.
Im Folgenden sehen Sie eine Power-Point-Präsentation, die die einzelnen Schritte dieses großartigen Projekts nachzeichnen:
Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.
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